Fluthilfe
Sri-Lanca
2004/2005








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Kurzberichte |
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26.02.05
23.03.05
28.03.05
12.04.05
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Die Bilder liegen auf meiner Homepage mit eine ganz
kleinen Auflösung, damit die Ladezeiten gering bleiben. Wenn Ihr die
Original - Bilder möchtet, könnt Ihr diese auf CD bekommen. |
Bericht aus Sri Lanka am 26.02.05
1 Monat ist
um, oder 31 Tage von 82. Bleiben noch 51, dann bin ich wieder in der
Heimat.
Vor 2 Tagen
bin ich nach Colombo gefahren worden, musste mein Visum verlängern lassen,
und mich impfen. Außerdem habe ich 4 offene eiternde Stellen an den Füssen
vom Kratzen und Zement und Schweiss. Die sollen jetzt mal 4 Tage lang
heilen. Und was macht ein Naturmensch wie ich dafür? Desinfektion nur
durch draufpinkeln natürlich. Hat mir schon mal geholfen.
Wer
hier als freiwilliger Helfer herkommt, sollte auf dem Ausfüllzettel fürs
Visum als Grund seines Kommens drauf schreiben, dass er Urlaub macht, wenn
man Tsunamihilfe drauf schreibt, bekommt man viele Probleme, ich bin
gestern 7 Stunden von einem Büro ins andere geschickt worden, weil ich
sagte, das ich den Tamilen helfe. Habe dann auch wieder nur 30 Tage Visum
bekommen. Die Regierung behindert hier extrem die Hilfe für Tamilen, der
ewige Kampf Tamilen gegen Singalesen. Gestern habe ich gehört, dass
Wasseraufbereitungsanlagen für die TRO nicht aus
dem Flughafen freigegeben werden, weil die Regierung sie für sich nutzen
will. Sauerei.
Die Arbeit der TRO kann ich nur loben, alles, was ich bis jetzt gesehen
hab war gut.
Die letzten Dreieinhalb Wochen war ich in einem Camp bei Mullaitivu,
ohne Strom, Wasser liefert die Unicef, Kochen am Lagerfeuer. Mein
Frühstück sind 6-8 Bananen und ein halbes Reisbrot, Mittags gibt´s Reis
mit Gemüse und Thunfisch oder Schrimps, abends mach ich mir immer selbst
eine Suppe aus 2 Kartoffeln, 2 Zwiebeln, 4 Zehen Knoblauch, 2 Chili, etwas
Salz und 2 Tomaten. Dann sitz ich am Feuer mit ein paar Tamilen und dem
Postmann, der auch Englisch spricht, er übersetzt ins Tamil. Zum Schlafen
hab ich ein Zelt, und gestern hab ich dass erst Mal nach dreieinhalb
Wochen wieder einen Spiegel gesehen. Cool super Anblick. Wer das anders
will, kann es natürlich auch anders haben. Mein Hemd wasch ich jeden Tag
im Eimer mit Seife, denn es ist jeden Tag tropfnass vom schwitzen!
Kein Wunder, bei 30 Grad morgens um 10 Uhr.
Am 20 Februar sind die ersten Menschen in unser Camp eingezogen, 200
Familien in 100 Hütten mit ca. 16 Quadratmeter Fläche, d.h. ca. 6
Menschen in einer Hütte. Und das Camp wächst, in 1-2 Wochen sollen die
insgesamt 360 Hütten fertig sein, was ich danach mache weiß ich noch
nicht, krieg ich noch gesagt.
Die letzten 3 Tage in Mullaitivu hab ich die Hüttenecken
abgesteckt, dann kamen die Boys zum Löcherausgraben, die nächsten haben
die Pfosten gesetzt, und so weiter. Es geht gut voran. Heute hab ich
erfahren, dass mein Werkzeug nun in Colombo ist, das hol ich dann am
Flughafen ab. Mir geht´s gut, bis auf meine Füße, aber da kann ich drüber
lachen. Denn als sie am meisten schmerzten hab ich gerade im neuen
Testament die Apostelgeschichte gelesen, Kapitel 5.41
„Sie gingen aber fröhlich von des Rates Angesicht, dass sie würdig gewesen
waren um seines Namens Willen Schmach zu leiden.“
Ja, da fühl ich mich doch wie ein Jünger Jesu, ich darf Schmach erleiden,
indem ich hier helfe und der Zement mich beißt. Ja, mein Glaube an Gott
hat mir hier schon viel geholfen. Übrigens, auch hier in Sri Lanka schauen
mich die Menschen schief an, weil ich keine Schuhe trage, gestern bei
meinem Spaziergang durch Colombo, wollte mir deswegen einer in einer
Essensbude kein Futter geben, er sagte: „no Slippers, no food“ (Keine
Schlappen, kein Essen).
Letzte
Woche war ich mit Chelva, einem Organizer in einer Ausweichschule,
neben unserem Camp , die 100 Schüler dort haben noch nicht einmal Stifte
und Hefte, die lass ich nun besorgen und gebe sie ihnen, so kann ich die
Spendengelder, die mir Menschen aus Deutschland mitgaben sinnvollst
einsetzen. 200 Euro hab ich Thomas mitgegeben, einem Freiwilligen aus
Hitzacker, er hat sie 10 Euroweise an die Menschen verteilt, die am Strand
in ihren Trümmern wohnen, sehr gute Arbeit.
An meinem Geburtstag, ein Sonntag hab ich vormittags ein Haus mitgebaut,
am Nachmittag hatten wir dann Verabschiedung von den anderen 4
Freiwilligen, und gegen Abend war ich ich ne Runde im Meer. Ja, so sieht
es aus, mein Leben hier, sehr anstrengend, arbeitsam, aber auch meistens
sehr angenehm zu leben.
Viel Hitze sollte man hier ertragen können, wenn man herkommen will, ich
bin bis mitte April hier, wenn ihr in Colombo ins TRO Office geht und dort
sagt, dass ihr zu Martin wollt, werden sie euch normalerweise nach
Kilinochchi senden und von dort aus zu mir nach Mullaitivu.
Was ihr mitbringen solltet: Mütze, keinen Schlafsack, Malariatabletten und
ein bisschen Verbandszeug. Kleider kann man waschen, viel Geduld ist
wichtig, vielleicht ein wenig Werkzeug, (Kelle, Wasserwaage, Zange,
Massstab, Bleistift, Klebeband, Maurerschnur.) was zum Lesen,
Gelassenheit, Frohsinn. Wenn man hier vieles hinnimmt, Wichtiges ändert
und entscheidet, kommt man super durch, man darf sich nicht über Dinge
ärgern, die man nicht ändern kann. Also, Leut, kommt´s, hier ist das Leben
einfach, man braucht sich keine Sorgen übers Fernsehprogramm und
Kleiderordnung machen, fast alles ist erlaubt.
Ah, ja, eines ist wichtig, an die vielen Tamilen, die um einen rum sind,
sollte man sich nicht stören, die sind ganz nett, und wenn ich meine Ruhe
will, zeig ich´s ihnen durch Handzeichen und Good Night.
Einen Recht
herzlichen Gruß aus Sri Lanka wünscht Martin
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Bericht aus Sri
Lanka am 23.03.05
Ein Krieger des Lichts betrachtet die 2 Säulen zu beiden Seiten der Tür,
die er öffnen will. Eine heißt Angst, die andere heißt Wunsch. Der Krieger
schaut auf die Säule der Angst, und dort steht: „Du wirst in eine
unbekannte gefährliche Welt treten, in der dir alles, was du bislang
gelernt hast, nichts nützen wird“. Der Krieger schaut auf die Säule des
Wunsches, und dort steht: „Du wirst aus einer bekannten Welt heraustreten,
in der die Dinge verwahrt sind, die du immer haben wolltest und um die du
soviel gekämpft hast“. Der Krieger lächelt, weil es nichts gibt, was ihn
schreckt, und nichts, was ihn hält. Sicher wie jemand, der weiß, was er
will, öffnet er die Tür.
Von Paulo Coelho
So ungefähr
hab ich mich gefühlt, als ich meine Entscheidung für Sri Lanka getroffen
hab. Gutes Bekanntes hinter mir lassen und neues Beginnen.
Ja, was ist
denn so alles passiert, seit ich dass letzte mal geschrieben hab? Ca. 1
Monat ist seitdem vergangen. Meine Füße sind wieder vollkommen heil, habe
sie in Colombo geschont und auch danach etwas besser auf mich aufgepasst.
Meine
letzte Arbeit vor Colombo war ja Vermessungsarbeit. Ecken der
Häuser festlegen, wo die Gräber dann Löcher für die Pfosten gegraben
haben. Dies hab ich auch nach Colombo wieder gemacht, dann (da ich ja nun
meine Säge hab) bekam ich eine besondere Aufgabe, die Türrahmen waren
oftmals zu wacklig, weil sie die Maurer nicht einbetoniert haben, Chelva
kam und fragte, ob ich eine Lösung wisse. Auch ich hatte schon viel
darüber nachgedacht. Und hab´s dann einfach mal probiert, hat super
geklappt, mit einem Timberholzkreuz über der Tür, ca. 100 davon hab ich
nun schon gemacht, 10 Tage Arbeit.
Vor 1,5
Wochen war ich 2 Tage im Krankenhaus gelegen. Es war wohl was
falsches im Essen oder im Wasser.
Fieber,
Schüttelfrost, Kopfweh, Durchfall ... all das hat ich.
War aber
gut so, so lernte ich das Krankenhaus hier kennen, einfach, es fehlt an
vielem, aber die Menschen werden hier kostenlos behandelt.
Hab,
nachdem ich rausgekommen bin, gleich mal Geschenke gekauft, Stühle, Eimer,
Petroleumlampen, damit die Patienten es ein bisschen einfacher haben. Und
dem District Medical Officer hab ich 800 Euro von den Spendengeldern
gegeben, die mir deutsche Bekannte mitgegeben haben. Er hat davon
verschiedene Medikamente und Equipment gekauft, dass sie sonst nicht
bekommen würden.
Ist doch
super, oder, da hat unser lieber Gott doch gewollt, dass ich mal krank
werde.
Es war
übrigens auch eine gute Pause für mich vor meiner nächsten großen Aufgabe,
6 Häuser für die Krankenschwestern des Krankenhauses bauen, mit Planung,
Timberholzkonstruktion und Außenverkleidung aus Stahlblech.
Schlüsselfertig sozusagen. 3 Helfer hab ich bekommen und dann ging´s los.
3 Häuser sind fast fertig, am meisten stolz bin ich auf meine Konstruktion
des Dachstuhls, ist super gelungen.
Die Abende
verlaufen meist gleich, Briefe schreiben (24 Stück bis jetzt), Suppe
kochen, Hemd flicken, Werkzeugkiste reparieren, ab und zu an Strand gehen,
lesen. Oft kommt meine behinderte Freundin abends und sitzt mit mir da und
mein Freund der Postmann kommt auch jeden Abend. Schlafen tu ich
mittlerweile vorm Zelt, drinnen ist´s zu heiß.
In 23 Tagen
bin ich wieder daheim. Und obwohl es hier sehr schön ist, freu ich mich
sehr auf zu Hause. Meine Teelichter werden weniger, erstens, weil ich sie
für euch anzünde, und zweitens, weil sie etwas ausgelaufen sind, im Zelt
ist es mittags so heiß, dass das Wachs flüssig ist, und einem unserer
Fahrer ist sogar eine Kassette im Auto zerschmolzen. Es ist recht angenehm
hier (gerade gibt mein 2ter Kulli den Geist auf, 2 habe ich schon
leergeschrieben, 120 Seiten Tagebuch und 24 Briefe).
Ich trinke
gerade mein erstes Bier seit meinem Geburtstag, 37 Tage ist dies nun her,
und dies hier hat 625ml und 8 Prozent alc., und ich habe nun schon
eineinhalb davon. Deshalb lege ich mich jetzt schlafen, denn ich bin "weggebiemt".
Lieben
Gruß, bis bald, Euer Martin
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Wenn der Befehl kommt, woanders hin zu ziehen, sucht
der Krieger alle Freunde auf, die er auf seinem Weg gemacht hat. Einigen
hat er beigebracht, die Glocken einer versunkenen Kirche zu hören, anderen
hat er am Lagerfeuer Geschichten erzählt. Sein Herz ist traurig, aber er
weiß, dass sein Schwert geweiht ist und er den Befehlen dessen gehorchen
muss, dem er seinen Kampf geschenkt hat. Dann dankt der Krieger des Lichts
seinen Weggefährten, atmet tief durch und schreitet aus, und ihn begleiten
die Erinnerungen einer unvergesslichen Wanderung
Auch von Paulo Coelho
Auch hierin
liegt sehr viel Wahrheit für mich, diesen Satz beziehe ich sowohl auf
meinen Gang nach Sri Lanka, als auch auf die Wanderung zurück, wenn ich
wieder Weggefährten zurücklasse, die mich treu begleitet haben.
Am 28.03.05
Kleiner
Updatebericht von der Front, oder besser von der Koordinationszentrale,
denn zur Front bin ich noch nicht zurückgekehrt, das liegt daran, dass wir
auf der Fahrt von Colombo nach Kilinochchi einen Frontalzusammenstoss mit
nem anderen Van hatten. Unser Fahrer war wohl eingeschlafen. Es wurde
keiner ernstlich verletzt, nur kleine Blessuren. Ich hab mir die rechte
Schulter und Hüfte geprellt, ist mittlerweile fast wieder gut. Nur die
Autos sind Schrott. Bei unserem nicht schlimm, unseres war eh fast
Schrott, denn Sitz musste ich schon in Colombo mit meiner Wasserflasche
fixieren.
Nun fahr
ich mit 2 Deutschen und einem TRO-Germany Mitarbeiter durchs Land um
Projekte anzuschauen, in die die Beiden investieren wollen. Es sind hoch
interessante Tage, denn ich sehe wieder viel Neues, bekomme Infos über die
Arbeit hier, bin bei Meetings für Projektplanungen dabei, was die
Arbeit der TRO für mich noch transparenter macht.
Ich habe
auch wieder 5000 Ruppee an ein Behindertenkinderheim gegeben, das
wir besucht haben.
Morgen will
ich meine Arbeit wieder aufnehmen, dann geht´s zum Endspurt. ich soll auch
noch die Wasserleitungen für ein WC im neuen alten TRO Office Mullaitivu
verlegen.
Die drei
Tage Abwechslung waren sehr wichtig, habe Wahnsinnsdenkarbeit geleistet,
mir versucht ein Bild zu machen, wie ich meine Hilfsarbeit in Old Germany
fortsetzen kann. Sieht nämlich ganz so aus, als wäre mein Job hier am
16.4.05 noch nicht beendet, es wird weitergehen ...
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31.03.05
... ich
arbeite immer noch nicht mit meinen Händen. Das liegt daran, das ich
erstens noch kein Material habe, und ich hier schon wieder Deutsche
getroffen hab, die von der Nothelfergemeinschaft der Freunde e.V. hier
sind als Pioniergruppe. Sie wollen Freiwillige hierher schicken, und
gemeinsam versuchen wir jetzt die beste Lösung zu finden, wie wir es
planen können. Der TRO Projektorganizer ist auch nicht abgeneigt gegen
unser Vorhaben.
Die
Nächsten Tage wollen einige der 6 mir auch noch beim Bauen helfen. Ist
echt klasse, wie sich im Moment eines zum anderen ergibt.
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> Letzter Bericht
aus dem Land, dass ich liebgewonnen habe.
Am 12.04.05
Wenn der Befehl kommt, woandershin zu ziehen, sucht der Krieger alle
Freunde auf, die er auf seinem Weg gemacht hat. Einigen hat er
beigebracht, die Glocken einer versunkenen Kirche zu hören, anderen hat er
am Lagerfeuer Geschichten erzählt. Sein Herz ist traurig, aber er weiß,
dass sein Schwert geweiht ist und er den Befehlen dessen gehorchen muss,
dem er seinen Kampf geschenkt hat. Dann dankt der Krieger des Lichts
seinen Weggefährten, atmet tief durch und schreitet aus, und ihn begleiten
die Erinnerungen einer unvergesslichen Wanderung.
Paulo Coelho
In 6 Tagen
bin ich wieder zu Hause, nach 82 Tagen. Einiges wollte ich seit meinem
letzten Bericht wieder schaffen, aber es kam ganz anders.
Die 2
Deutschen vom 27 März sind abgereist, und genau am selben Tag kamen 6 neue
Deutsche, gesendet vom Nothelferverband der Freunde. Sie sind ne
Pilotgruppe und sollen berichten, wie man hier Freiwillige einsetzen kann.
(Kinderbetreuung, Englischunterricht, phsychologische Betreuung,
Baustellenarbeit.) Sehr passend für mich, mit ihnen zusammen Kinderheime
anzuschauen, Probleme und vor allem Lösungen zu besprechen.
Das könnte
ne gute Zusammenarbeit für Deutschland werden, Rajeev, ein junger Tamile
aus Kanada, der auch als Freiwilliger hier ist, arbeitetet mit uns ein
Konzept aus, er schreibt Berichte, dokumentiert seine Gedanken ähnlich wie
ich und versucht eine gute Lösung für die Eingliederung der Fischer in
Häuserbauprogramme zu finden.
Ja, dass
war ne Menge Kopfarbeit. Für 4 Tage bin ich dann doch noch ins Camp
gekommen, habe aber wenig gearbeitet, da es meisst regnete und auch meine
Lust zu wünschen übrig ließ. Ja, es regnet hier nun schon fast 2 Wochen,
endlich, wurde auch Zeit. Die Häuser für die Krankenschwestern hab ich
natürlich nicht fertig bekommen, dass müssen nun andere machen.
Meine Säge
hab ich an den Zimmermann verschenkt, der mir am geeignetsten dafür
vorkam. Der Abschied im Camp war hart/herzlich, der Abschied vom Meer
auch. Ich hab bei meinem letzten Besuch am Meer angefangen
Freundschaftsbändchen für meine Freunde aus Fischernetzresten zu flechten,
ganz spezielle Geschenke mit sehr tiefem Sinn.
Ein
Fischer gesellte sich zu mir und erzählte mir, dass der Tsunami ihm
Frau und Kinder genommen hat. Nun ist er alleine, er weinte. Das hat mich
tief berührt, es ist wohl dringend nötig, mehr Menschen hierher zu
bringen, die bei den Menschen hier sind. Das wäre sehr gute Hilfe. Ich
selbst versuche naechstes Jahr wieder hierher zu kommen, ist nötig, finde
ich, es gibt viel zu tun, sehr viel.
Meine erste
Arbeit wird die Veröffentlichung meines Tagebuches sein. in 2
Stunden werde ich mich hier vom Office verabschieden, und morgen geht´s
nach Colombo und von dort 2 Tage später nach Hause.
zurück
Zurück in Deutschland
25.04.05
Ja, nun bin ich seit 8 Tagen wieder
hier in Old Germany. Und da dies ja ein recht großer Kulturschock war,
möchte ich meine bedeutensten Eindrücke hier kurz aufschreiben.
Das Auschecken am Flughafen hat
super geklappt, ich bekam meine Sachen fast als erster, hab meine Räder
wieder an meine Kiste geschraubt und los gings. S-Bahn zum Bahnhof, diese
hatte Verspätung, deshalb hab ich auch meinen Zug verpasst, hab dann halt
den nächsten genommen. In Würzburg musste ich mit meiner Rappelkiste quer
durch die Innenstadt um zu Sybille zu kommen. Dort hab ich mich dann
erstmal geduscht, umgezogen, ausgeruht. Am nächsten Morgen ein Besuch bei
meiner ehemaligen Chefin, die war leider nicht da. Dann hat mich Sybille
zu Sabine gefahren, dort haben wir unsere Sachen erledigt, wegen
Tagebuchabschreiben, ... Nun war noch ein Besuch bei meinen Behinderten im
Wohnheim angesagt, Riesenfreude, und dann gings nach Hause.
Hab meine Eltern noch nie so
glücklich gesehen, wie in dem Augenblick, als sie mich sahen. Wir haben
uns dann über dies und jenes unterhalten. Am Abend hab ich noch meine Oma
besucht, auch bei ihr eine Freude, wie ich sie noch nicht erlebt hab. Und
auch andere Menschen ließen mich verstehen, dass sie sehr glücklich sind
dass ich wieder gesund da bin.
Ja, dieses Da sein in Deutschland.
Hier meine ersten Eindrücke: In Sri Lanka waren die Servietten immer ein
Stück Zeitung, das dann zusammengeknüllt auf den Boden fallen gelassen
wird. Hier musste ich grinsen, als ich in einer Bäckerei Sahneabdeckpapier
sah, extra hergestellt, um die Gebäckstücke zu schützen.
Beim Tanzkurs (dort sind lauter
13-17 Jährige) meinte ein Girli (Mädchen) zu ihrer Freundin: "Ja, ich hab
das Oberteil (eine Art T-Shirt) bekommen, aber das Grün in der Schrift
wollt ich eigentlich ein bisschen dunkler. Dabei zeigte sie auf ihre
Brüste, die eh schon fast aus dem Stofffetzen fielen, sehr schön und doch
so grausig. Eine andere hat so "ach ich bin schön" mäßig (eingebildet) auf
ihrem Kaugummi rumgekaut, dass sie dabei ausgesehen hat wie eine
wiederkäuende Kuh, und auch die Mähne auf ihren Kopf hat dazu gepasst.
Alleine diese Kleiderunzucht bei uns hier gegen die feine Kultur in Tamil
eelam, echt Wahnsinn. Wobei ich die eng eingepackten "Ärschli" unserer
deutschen Mädels auch recht gern anschau. Und so hat jede Kultur, (wenn
dass hier Kultur zu nennen ist) ihre schönen Seiten.
Auch auf Söllner Konzert
diese Kids, die herumlaufen als wären sie doch so groß, die aber schnell
verunsichert sind, wenn sie merken dass man über sie lacht. Und dann gab
es dort auch noch die, die dann am meisten gelacht haben, als der Hans
über das Puplikum, also über sie selbst, hergezogen ist und sie
verarschte. Sie haben sich sozusagen selbst ausgelacht. Das muss schon
schlimm für den Hans sein, da merkt er doch, dass ihm keiner zuhört.
Depremierend.
Am Samstag war ich zum
Grillen eingeladen, bei guten Freunden. Ein Besucher erzählte, das er doch
lieber erst mal an sich denkt, da ihn die Welt nach seinem Tot nix mehr
angeht. Da ist es wie ich gesagt habe: "Wenn ich nichts für die Welt tue,
dann tut es auch kein anderer."
Gestern dann, bei einem Treffen mit
einer meiner Chliquen, jammerte eine, das ihr Handy etwas vergilbt, ah wie
schlimm, ein anderer meinte "und meins wird schwarz." Wenn ich solche
Sachen höre, muss ich schmunzeln und denken: "Meine Freunde, wie blöd sie
doch eigentlich sind."
Wenn ich dieses Schmunzeln nicht
könnte müsste ich wohl gehen, denn sonst würde ich wohl losschreien über
den kleinen Horizont meiner Mitmenschen.
Einen anderen Bekannten traf ich
auf der Straße, er fragte doch glatt, wie viel eine Frau dort gekostet
hat, wo ich war! Hä? Wie hatte der denn das gemeint? Durch unser Gespräch
erfuhr ich dann, dass er dachte, dass dort wo ich war die Frauen käuflich
sind, und viele Europäer dort nur zum Poppen (den Frauen beiwohnen)
hinfliegen. Ich konnte ihn aber davon überzeugen, dass das dort wo ich war
bestimmt nicht so ist. "Da bin ich dann wohl falsch informiert" war seine
Antwort. Da sieht man mal wieder, wie schnell wir andere Menschen
verurteilen, falsch einschätzen.
Und das ist gerade für diese
Menschen in Tamil eelam ne ganz gemeine Beleidigung, wo die doch so eine
feine, saubere, unverdorbene Kultur haben. Da könnten wir uns 5 Scheiben
abschneiden, und würden es doch nicht schaffen, so unverdorben zu werden.
Zum Schluss: Also insgesamt gefällts mir ja überall, hier in Deutschland
kann ich über Viele lachen und in Tamil eelam mit vielen Menschen, ist
doch alles ganz in Ordnung und dann hab ich ja noch das Glück, dass ich
immer grad da bin, wo ich bin und auch versuch dies alles grad so zu
genießen, wies halt grad ist.
Grundsätzlich muss ich wohl
mehr mit meinen alternativ denkenden Freunden unternehmen, sonst werd ich
verrückt, wenn ich zu viele kleine große Probleme unserer modernen Welt
mitbekomme.
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