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2004/2005

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Die Bilder liegen auf meiner Homepage mit eine ganz kleinen Auflösung, damit die Ladezeiten gering bleiben. Wenn Ihr die Original  - Bilder möchtet, könnt Ihr diese auf CD bekommen.

Bericht aus Sri Lanka am 26.02.05

1 Monat ist um, oder 31 Tage von 82. Bleiben noch 51, dann bin ich wieder in der Heimat.

Vor 2 Tagen bin ich nach Colombo gefahren worden, musste mein Visum verlängern lassen, und mich impfen. Außerdem habe ich 4 offene eiternde Stellen an den Füssen vom Kratzen und Zement und Schweiss. Die sollen jetzt mal 4 Tage lang heilen. Und was macht ein Naturmensch wie ich dafür? Desinfektion nur durch draufpinkeln natürlich. Hat mir schon mal geholfen.

 Wer hier als freiwilliger Helfer herkommt, sollte auf dem Ausfüllzettel fürs Visum als Grund seines Kommens drauf schreiben, dass er Urlaub macht, wenn man Tsunamihilfe drauf schreibt, bekommt man viele Probleme, ich bin gestern 7 Stunden von einem Büro ins andere geschickt worden, weil ich sagte, das ich den Tamilen helfe. Habe dann auch wieder nur 30 Tage Visum bekommen. Die Regierung behindert hier extrem die Hilfe für Tamilen, der ewige Kampf Tamilen gegen Singalesen. Gestern habe ich gehört, dass Wasseraufbereitungsanlagen für die TRO nicht aus dem Flughafen freigegeben werden, weil die Regierung sie für sich nutzen will. Sauerei.

Die Arbeit der TRO kann ich nur loben, alles, was ich bis jetzt gesehen hab war gut.

Die letzten Dreieinhalb Wochen war ich in einem Camp bei Mullaitivu, ohne Strom, Wasser liefert die Unicef, Kochen am Lagerfeuer. Mein Frühstück sind 6-8 Bananen und ein halbes Reisbrot, Mittags gibt´s Reis mit Gemüse und Thunfisch oder Schrimps, abends mach ich mir immer selbst eine Suppe aus 2 Kartoffeln, 2 Zwiebeln, 4 Zehen Knoblauch, 2 Chili, etwas Salz und 2 Tomaten. Dann sitz ich am Feuer mit ein paar Tamilen und dem Postmann, der auch Englisch spricht, er übersetzt ins Tamil. Zum Schlafen hab ich ein Zelt, und gestern hab ich dass erst Mal nach dreieinhalb Wochen wieder einen Spiegel gesehen. Cool super Anblick. Wer das anders will, kann es natürlich auch anders haben. Mein Hemd wasch ich jeden Tag im Eimer mit Seife, denn es ist jeden Tag tropfnass vom schwitzen!

Kein Wunder, bei 30 Grad morgens um 10 Uhr.

Am 20 Februar sind die ersten Menschen in unser Camp eingezogen, 200 Familien  in 100 Hütten mit ca. 16 Quadratmeter Fläche, d.h. ca. 6 Menschen in einer Hütte. Und das Camp wächst, in 1-2 Wochen sollen die insgesamt 360 Hütten fertig sein, was ich danach mache weiß ich noch nicht, krieg ich noch gesagt.

Die letzten 3 Tage in Mullaitivu hab ich die Hüttenecken abgesteckt, dann kamen die Boys zum Löcherausgraben, die nächsten haben die Pfosten gesetzt, und so weiter. Es geht gut voran. Heute hab ich erfahren, dass mein Werkzeug nun in Colombo ist, das hol ich dann am Flughafen ab. Mir geht´s gut, bis auf meine Füße, aber da kann ich drüber lachen. Denn als sie am meisten schmerzten hab ich gerade im neuen Testament die Apostelgeschichte gelesen, Kapitel 5.41   

 

„Sie gingen aber fröhlich von des Rates Angesicht, dass sie würdig gewesen waren um seines Namens Willen Schmach zu leiden.“

Ja, da fühl ich mich doch wie ein Jünger Jesu, ich darf Schmach erleiden, indem ich hier helfe und der Zement mich beißt. Ja, mein Glaube an Gott hat mir hier schon viel geholfen. Übrigens, auch hier in Sri Lanka schauen mich die Menschen schief an, weil ich keine Schuhe trage, gestern bei meinem Spaziergang durch Colombo, wollte mir  deswegen einer in einer Essensbude kein Futter geben, er sagte: „no Slippers, no food“ (Keine Schlappen, kein Essen).

Letzte Woche war ich mit Chelva, einem Organizer in einer Ausweichschule, neben unserem Camp , die 100 Schüler dort haben noch nicht einmal Stifte und Hefte, die lass ich nun besorgen und gebe sie ihnen, so kann ich die Spendengelder, die mir Menschen aus Deutschland mitgaben sinnvollst einsetzen. 200 Euro hab ich Thomas mitgegeben, einem Freiwilligen aus Hitzacker, er hat sie 10 Euroweise an die Menschen verteilt, die am Strand in ihren Trümmern wohnen, sehr gute Arbeit.

An meinem Geburtstag, ein Sonntag hab ich vormittags ein Haus mitgebaut, am Nachmittag hatten wir dann Verabschiedung von den anderen 4 Freiwilligen, und gegen Abend war ich ich ne Runde im Meer. Ja, so sieht es aus, mein Leben hier, sehr anstrengend, arbeitsam, aber auch meistens sehr angenehm zu leben.

Viel Hitze sollte man hier ertragen können, wenn man herkommen will, ich bin bis mitte April hier, wenn ihr in Colombo ins TRO Office geht und dort sagt, dass ihr zu Martin wollt, werden sie euch normalerweise nach Kilinochchi senden und von dort aus zu mir nach Mullaitivu.

Was ihr mitbringen solltet: Mütze, keinen Schlafsack, Malariatabletten und ein bisschen Verbandszeug. Kleider kann man waschen, viel Geduld ist wichtig, vielleicht ein wenig Werkzeug, (Kelle, Wasserwaage, Zange, Massstab, Bleistift, Klebeband, Maurerschnur.) was zum Lesen, Gelassenheit, Frohsinn. Wenn man hier vieles hinnimmt, Wichtiges ändert und entscheidet, kommt man super durch, man darf sich nicht über Dinge ärgern, die man nicht ändern kann. Also, Leut, kommt´s, hier ist das Leben einfach, man braucht sich keine Sorgen übers Fernsehprogramm und Kleiderordnung machen, fast alles ist erlaubt.

Ah, ja, eines ist wichtig, an die vielen Tamilen, die um einen rum sind, sollte man sich nicht stören, die sind ganz nett, und wenn ich meine Ruhe will, zeig ich´s ihnen durch Handzeichen und Good Night.

 

Einen Recht herzlichen Gruß aus Sri Lanka wünscht Martin

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Bericht aus Sri Lanka am 23.03.05

 Ein Krieger des Lichts betrachtet die 2 Säulen zu beiden Seiten der Tür, die er öffnen will. Eine heißt Angst, die andere heißt Wunsch. Der Krieger schaut auf die Säule der Angst, und dort steht: „Du wirst in eine unbekannte gefährliche Welt treten, in der dir alles, was du bislang gelernt hast, nichts nützen wird“. Der Krieger schaut auf die Säule des Wunsches, und dort steht: „Du wirst aus einer bekannten Welt heraustreten, in der die Dinge verwahrt sind, die du immer haben wolltest und um die du soviel gekämpft hast“. Der Krieger lächelt, weil es nichts gibt, was ihn schreckt, und nichts, was ihn hält. Sicher wie jemand, der weiß, was er will, öffnet er die Tür.

Von Paulo Coelho

 

So ungefähr hab ich mich gefühlt, als ich meine Entscheidung für Sri Lanka getroffen hab. Gutes Bekanntes hinter mir lassen und neues Beginnen.

  

Ja, was ist denn so alles passiert, seit ich dass letzte mal geschrieben hab? Ca. 1 Monat ist seitdem vergangen. Meine Füße sind wieder vollkommen heil, habe sie in Colombo geschont und auch danach etwas besser auf mich aufgepasst.

 

Meine letzte Arbeit vor Colombo war ja Vermessungsarbeit. Ecken der Häuser festlegen, wo die Gräber dann Löcher für die Pfosten gegraben haben. Dies hab ich auch nach Colombo wieder gemacht, dann (da ich ja nun meine Säge hab) bekam ich eine besondere Aufgabe, die Türrahmen waren oftmals zu wacklig, weil sie die Maurer nicht einbetoniert haben, Chelva kam und fragte, ob ich eine Lösung wisse. Auch ich hatte schon viel darüber nachgedacht. Und hab´s dann einfach mal probiert, hat super geklappt, mit einem Timberholzkreuz über der Tür, ca. 100 davon hab ich nun schon gemacht, 10 Tage Arbeit.

 

Vor 1,5 Wochen war ich 2 Tage im Krankenhaus gelegen. Es war wohl was falsches im Essen oder im Wasser.

Fieber, Schüttelfrost, Kopfweh, Durchfall ... all das hat ich.

War aber gut so, so lernte ich das Krankenhaus hier kennen, einfach, es fehlt an vielem, aber die Menschen werden hier kostenlos behandelt.

Hab, nachdem ich rausgekommen bin, gleich mal Geschenke gekauft, Stühle, Eimer, Petroleumlampen, damit die Patienten es ein bisschen einfacher haben. Und dem District Medical Officer hab ich 800 Euro von den Spendengeldern gegeben, die mir deutsche Bekannte mitgegeben haben. Er hat davon verschiedene Medikamente und Equipment gekauft, dass sie sonst nicht bekommen würden.

Ist doch super, oder, da hat unser lieber Gott doch gewollt, dass ich mal krank werde.

Es war übrigens auch eine gute Pause für mich vor meiner nächsten großen Aufgabe, 6 Häuser für die Krankenschwestern des Krankenhauses bauen, mit Planung, Timberholzkonstruktion und Außenverkleidung aus Stahlblech. Schlüsselfertig sozusagen. 3 Helfer hab ich bekommen und dann ging´s los. 3 Häuser sind fast fertig, am meisten stolz bin ich auf meine Konstruktion des Dachstuhls, ist super gelungen.

 

Die Abende verlaufen meist gleich, Briefe schreiben (24 Stück bis jetzt), Suppe kochen, Hemd flicken, Werkzeugkiste reparieren, ab und zu an Strand gehen, lesen. Oft kommt meine behinderte Freundin abends und sitzt mit mir da und mein Freund der Postmann kommt auch jeden Abend. Schlafen tu ich mittlerweile vorm Zelt, drinnen ist´s zu heiß.

 

In 23 Tagen bin ich wieder daheim. Und obwohl es hier sehr schön ist, freu ich mich sehr auf zu Hause. Meine Teelichter werden weniger, erstens, weil ich sie für euch anzünde, und zweitens, weil sie etwas ausgelaufen sind, im Zelt ist es mittags so heiß, dass das Wachs flüssig ist, und einem unserer Fahrer ist sogar eine Kassette im Auto zerschmolzen. Es ist recht angenehm hier (gerade gibt mein 2ter Kulli den Geist auf, 2 habe ich schon leergeschrieben, 120 Seiten Tagebuch und 24 Briefe).

Ich trinke gerade mein erstes Bier seit meinem Geburtstag, 37 Tage ist dies nun her, und dies hier hat 625ml und 8 Prozent alc., und ich habe nun schon eineinhalb davon. Deshalb lege ich mich jetzt schlafen, denn ich bin "weggebiemt".

Lieben Gruß, bis bald, Euer Martin

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Wenn der Befehl kommt, woanders hin zu ziehen, sucht der Krieger alle Freunde auf, die er auf seinem Weg gemacht hat. Einigen hat er beigebracht, die Glocken einer versunkenen Kirche zu hören, anderen hat er am Lagerfeuer Geschichten erzählt. Sein Herz ist traurig, aber er weiß, dass sein Schwert geweiht ist und er den Befehlen dessen gehorchen muss, dem er seinen Kampf geschenkt hat. Dann dankt der Krieger des Lichts seinen Weggefährten, atmet tief durch und schreitet aus, und ihn begleiten die Erinnerungen einer unvergesslichen Wanderung

Auch von Paulo Coelho

 

Auch hierin liegt sehr viel Wahrheit für mich, diesen Satz beziehe ich sowohl auf meinen Gang nach Sri Lanka, als auch auf die Wanderung zurück, wenn ich wieder Weggefährten zurücklasse, die mich treu begleitet haben.

 

Am 28.03.05

Kleiner Updatebericht von der Front, oder besser von der Koordinationszentrale, denn zur Front bin ich noch nicht zurückgekehrt, das liegt daran, dass wir auf der Fahrt von Colombo nach Kilinochchi einen Frontalzusammenstoss mit nem anderen Van hatten. Unser Fahrer war wohl eingeschlafen. Es wurde keiner ernstlich verletzt, nur kleine Blessuren. Ich hab mir die rechte Schulter und Hüfte geprellt, ist mittlerweile fast wieder gut. Nur die Autos sind Schrott. Bei unserem nicht schlimm, unseres war eh fast Schrott, denn Sitz musste ich schon in Colombo mit meiner Wasserflasche fixieren.

 

Nun fahr ich mit 2 Deutschen und einem TRO-Germany Mitarbeiter durchs Land um Projekte anzuschauen, in die die Beiden investieren wollen. Es sind hoch interessante Tage, denn ich sehe wieder viel Neues, bekomme Infos über die Arbeit hier, bin bei Meetings für Projektplanungen dabei, was die Arbeit der TRO für mich noch transparenter macht.

 

Ich habe auch wieder 5000 Ruppee an ein Behindertenkinderheim gegeben, das wir besucht haben.

 

Morgen will ich meine Arbeit wieder aufnehmen, dann geht´s zum Endspurt. ich soll auch noch die Wasserleitungen für ein WC im neuen alten TRO Office Mullaitivu verlegen.

 

Die drei Tage Abwechslung waren sehr wichtig, habe Wahnsinnsdenkarbeit geleistet, mir versucht ein Bild zu machen, wie ich meine Hilfsarbeit in Old Germany fortsetzen kann. Sieht nämlich ganz so aus, als wäre mein Job hier am 16.4.05 noch nicht beendet, es wird weitergehen ...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 31.03.05

... ich arbeite immer noch nicht mit meinen Händen. Das liegt daran, das ich erstens noch kein Material habe, und ich hier schon wieder Deutsche getroffen hab, die von der Nothelfergemeinschaft der Freunde e.V. hier sind als Pioniergruppe. Sie wollen Freiwillige hierher schicken, und gemeinsam versuchen wir jetzt die beste Lösung zu finden, wie wir es planen können. Der TRO Projektorganizer ist auch nicht abgeneigt gegen unser Vorhaben.

Die Nächsten Tage wollen einige der 6 mir auch noch beim Bauen helfen. Ist echt klasse, wie sich im Moment eines zum anderen ergibt.

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> Letzter Bericht aus dem Land, dass ich liebgewonnen habe.

Am 12.04.05

Wenn der Befehl kommt, woandershin zu ziehen, sucht der Krieger alle Freunde auf, die er auf seinem Weg gemacht hat. Einigen hat er beigebracht, die Glocken einer versunkenen Kirche zu hören, anderen hat er am Lagerfeuer Geschichten erzählt. Sein Herz ist traurig, aber er weiß, dass sein Schwert geweiht ist und er den Befehlen dessen gehorchen muss, dem er seinen Kampf geschenkt hat. Dann dankt der Krieger des Lichts seinen Weggefährten, atmet tief durch und schreitet aus, und ihn begleiten die Erinnerungen einer unvergesslichen Wanderung.

Paulo Coelho 

In 6 Tagen bin ich wieder zu Hause, nach 82 Tagen. Einiges wollte ich seit meinem letzten Bericht wieder schaffen, aber es kam ganz anders.

Die 2 Deutschen vom 27 März sind abgereist, und genau am selben Tag kamen 6 neue Deutsche, gesendet vom Nothelferverband der Freunde. Sie sind ne Pilotgruppe und sollen berichten, wie man hier Freiwillige einsetzen kann. (Kinderbetreuung, Englischunterricht, phsychologische Betreuung, Baustellenarbeit.) Sehr passend für mich, mit ihnen zusammen Kinderheime anzuschauen, Probleme und vor allem Lösungen zu besprechen.

Das könnte ne gute Zusammenarbeit für Deutschland werden, Rajeev, ein junger Tamile aus Kanada, der auch als Freiwilliger hier ist, arbeitetet mit uns ein Konzept aus, er schreibt Berichte, dokumentiert seine Gedanken ähnlich wie ich und versucht eine gute Lösung für die Eingliederung der Fischer in Häuserbauprogramme zu finden.

Ja, dass war ne Menge Kopfarbeit. Für 4 Tage bin ich dann doch noch ins Camp gekommen, habe aber wenig gearbeitet, da es meisst regnete und auch meine Lust zu wünschen übrig ließ. Ja, es regnet hier nun schon fast 2 Wochen, endlich, wurde auch Zeit. Die Häuser für die Krankenschwestern hab ich natürlich nicht fertig bekommen, dass müssen nun andere machen.

Meine Säge hab ich an den Zimmermann verschenkt, der mir am geeignetsten dafür vorkam. Der Abschied im Camp war hart/herzlich, der Abschied vom Meer auch. Ich hab bei meinem letzten Besuch am Meer angefangen Freundschaftsbändchen für meine Freunde aus Fischernetzresten zu flechten, ganz spezielle Geschenke mit sehr tiefem Sinn.

Ein Fischer gesellte sich zu mir und erzählte mir, dass der Tsunami ihm Frau und Kinder genommen hat. Nun ist er alleine, er weinte. Das hat mich tief berührt, es ist wohl dringend nötig, mehr Menschen hierher zu bringen, die bei den Menschen hier sind. Das wäre sehr gute Hilfe. Ich selbst versuche naechstes Jahr wieder hierher zu kommen, ist nötig, finde ich, es gibt viel zu tun, sehr viel.

Meine erste Arbeit wird die Veröffentlichung meines Tagebuches sein. in 2 Stunden werde ich mich hier vom Office verabschieden, und morgen geht´s nach Colombo und von dort 2 Tage später nach Hause.

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Zurück in Deutschland                                      25.04.05

Ja, nun bin ich seit 8 Tagen wieder hier in Old Germany. Und da dies ja ein recht großer Kulturschock war, möchte ich meine bedeutensten Eindrücke hier kurz aufschreiben.

Das Auschecken am Flughafen hat super geklappt, ich bekam meine Sachen fast als erster, hab meine Räder wieder an meine Kiste geschraubt und los gings. S-Bahn zum Bahnhof, diese hatte Verspätung, deshalb hab ich auch meinen Zug verpasst, hab dann halt den nächsten genommen. In Würzburg musste ich mit meiner Rappelkiste quer durch die Innenstadt um zu Sybille zu kommen. Dort hab ich mich dann erstmal geduscht, umgezogen, ausgeruht. Am nächsten Morgen ein Besuch bei meiner ehemaligen Chefin, die war leider nicht da. Dann hat mich Sybille zu Sabine gefahren, dort haben wir unsere Sachen erledigt, wegen Tagebuchabschreiben, ... Nun war noch ein Besuch bei meinen Behinderten im Wohnheim angesagt, Riesenfreude, und dann gings nach Hause.

Hab meine Eltern noch nie so glücklich gesehen, wie in dem Augenblick, als sie mich sahen. Wir haben uns dann über dies und jenes unterhalten. Am Abend hab ich noch meine Oma besucht, auch bei ihr eine Freude, wie ich sie noch nicht erlebt hab. Und auch andere Menschen ließen mich verstehen, dass sie sehr glücklich sind dass ich wieder gesund da bin.

Ja, dieses Da sein in Deutschland. Hier meine ersten Eindrücke: In Sri Lanka waren die Servietten immer ein Stück Zeitung, das dann zusammengeknüllt auf den Boden fallen gelassen wird. Hier musste ich grinsen, als ich in einer Bäckerei Sahneabdeckpapier sah, extra hergestellt, um die Gebäckstücke zu schützen.

Beim Tanzkurs (dort sind lauter 13-17 Jährige) meinte ein Girli  (Mädchen) zu ihrer Freundin: "Ja, ich hab das Oberteil (eine Art T-Shirt) bekommen, aber das Grün in der Schrift wollt ich eigentlich ein bisschen dunkler. Dabei zeigte sie auf ihre Brüste, die eh schon fast aus dem Stofffetzen fielen, sehr schön und doch so grausig. Eine andere hat so "ach ich bin schön" mäßig (eingebildet) auf ihrem Kaugummi rumgekaut, dass sie dabei ausgesehen hat wie eine wiederkäuende Kuh, und auch die Mähne auf ihren Kopf hat dazu gepasst. Alleine diese Kleiderunzucht bei uns hier gegen die feine Kultur in Tamil eelam, echt Wahnsinn. Wobei ich die eng eingepackten "Ärschli" unserer deutschen Mädels auch recht gern anschau. Und so hat jede Kultur, (wenn dass hier Kultur zu nennen ist) ihre schönen Seiten.

 Auch auf Söllner Konzert diese Kids, die herumlaufen als wären sie doch so groß, die aber schnell verunsichert sind, wenn sie merken dass man über sie lacht. Und dann gab es dort auch noch die, die dann am meisten gelacht haben, als der Hans über das Puplikum, also über sie selbst, hergezogen ist und sie verarschte. Sie haben sich sozusagen selbst ausgelacht. Das muss schon schlimm für den Hans sein, da merkt er doch, dass ihm keiner zuhört. Depremierend.

 Am Samstag war ich zum Grillen eingeladen, bei guten Freunden. Ein Besucher erzählte, das er doch lieber erst mal an sich denkt, da ihn die Welt nach seinem Tot nix mehr angeht. Da ist es wie ich gesagt habe: "Wenn ich nichts für die Welt tue, dann tut es auch kein anderer."

Gestern dann, bei einem Treffen mit einer meiner Chliquen, jammerte eine, das ihr Handy etwas vergilbt, ah wie schlimm, ein anderer meinte "und meins wird schwarz." Wenn ich solche Sachen höre, muss ich schmunzeln und denken: "Meine Freunde, wie blöd sie doch eigentlich sind."

Wenn ich dieses Schmunzeln nicht könnte müsste ich wohl gehen, denn sonst würde ich wohl losschreien über den kleinen Horizont meiner Mitmenschen.

Einen anderen Bekannten traf ich auf der Straße, er fragte doch glatt, wie viel eine Frau dort gekostet hat, wo ich war! Hä? Wie hatte der denn das gemeint? Durch unser Gespräch erfuhr ich dann, dass er dachte, dass dort wo ich war die Frauen käuflich sind, und viele Europäer dort nur zum Poppen (den Frauen beiwohnen) hinfliegen. Ich konnte ihn aber davon überzeugen, dass das dort wo ich war bestimmt nicht so ist. "Da bin ich dann wohl falsch informiert" war seine Antwort. Da sieht man mal wieder, wie schnell wir andere Menschen verurteilen, falsch einschätzen.

Und das ist gerade für diese Menschen in Tamil eelam ne ganz gemeine Beleidigung, wo die doch so eine feine, saubere, unverdorbene Kultur haben. Da könnten wir uns 5 Scheiben abschneiden, und würden es doch nicht schaffen, so unverdorben zu werden. Zum Schluss: Also insgesamt gefällts mir ja überall, hier in Deutschland kann ich über Viele lachen und in Tamil eelam mit vielen Menschen, ist doch alles ganz in Ordnung und dann hab ich ja noch das Glück, dass ich immer grad da bin, wo ich bin und auch versuch dies alles grad so zu genießen, wies halt grad ist.

 Grundsätzlich muss ich wohl mehr mit meinen alternativ denkenden Freunden unternehmen, sonst werd ich verrückt, wenn ich zu viele kleine große Probleme unserer modernen Welt mitbekomme.

 

 

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